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Wannweil/Obstgut
Bläsiberg, 06.06.2004
Es war
die tolle Idee von Christian Reuter, dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes
Tübingen: Er trommelte seine pferdebegeisterten Freunde
zusammen und gemeinsam zogen wir von Kirchentellinsfurt nach
Lustnau, zum Bioland-Hof von Peter Bosch. Mit dabei war ein
Schwarzwälder-Haflinger-Gespann, vier Reiterrinnen und
ein Reiter und zwei Esel. Einer der Esel trug das Schild mit
der Aufschrift "Keine Gentechnik!" Den Zug durften
Geronimo und ich anführen. Ich hoffe, dass die Presse
schöne Fotos von uns gemacht hat, denn es sah wirklich
beeindruckend aus, wie wir so durch die schöne Landschaft
bei Tübingen zogen. Während des Laufens unterhielt
ich mich mit Christian Reuter über die Gentechnik-Problematik.
Von ihm erfuhr ich, dass demnächst eine Diskussion zu
den Thema in Leinfelden am 14. Juni, 19 Uhr in der Filderhalle
mit den Gentechnik-Firmen stattfindet. Die Propaganda dieser
Firmen ist äußerst geschickt und gaukelt den Landwirten
vor, sie würden fortschrittlich und sogar umweltbewusst
handeln, wenn sie das Zeug auf dem Acker haben. Nichts davon
stimmt! Die einzige, die etwas davon hat, ist die Firma, die
die Saat verkauft. Die Landwirte werden in eine unglaubliche
Abhängigkeit gezwungen, weil ihnen verboten wird, ihre
eigene Saat zu produzieren. Die Herbizitresistenzen sind zwar
auf den ersten Blick praktisch, aber es muss trotzdem gegen
Unkräuter gespritzt werden. Keine der Firmen malt sich
aus, was es bedeutet, wenn wiederum die Unkräuter resistent
werden. Und es gibt noch eine Menge mehr Unsicherheiten. Eine
gute Sache hat diese Gefahr: Konventionelle und Bio-Bauern
schließen sich zusammen und protestieren gegen diesen
Wahnsinn.
Auf
dem Obstgut Bläsiberg leuchtete mir gleich das demeter-Schild
entgegen. Auf dem Foto rechts seht Ihr Philipp Haug, Obstbauberater
des Beratungsdienstes Ökologischer Landbau e.V., Holger
Schell und Stefan Grüter, die das Obstgut Bläsiberg
betreiben. Ich hatte Glück, dass Philipp gerade da war.
Er gab sein Wissen über Schädlinge, Pilz- und Bakterienbefall
in einer Obst-Monokultur preis und ich staunte, wie viele Organismen
den Obstbäumen an den Kragen wollen. Da der Demeter-Betrieb
aber keine konventionellen Pestizide und Herbizide anwenden
darf, muss sehr trickreich gegen diese gefräßige
Bande vorgegangen werden. Neem-Extrakt, Knoblauch, Wühlmauszäune
und andere "Waffen" stehen den Betreibern zur Verfügung.
Natürlich herrscht auch hier die Angst vor der Bakterienerkrankung
Feuerbrand. Philipp erzählte, dass versucht wird, mittels
Gentechnik eine Resistenz zu erreichen. Aber auch dieser Verlockung
widerstehen die Bio-Obstbauern. Sie setzen auf genaue Beobachtung
und sorgfältige Behandlung der Bäume. Das Obstgut
lebt. Wir fanden nämlich auch Marienkäferlarfen,
die die Blattläuse fressen, Greifvögel, die die Wühlmäuse
fangen und einen Hasen, der aber wiederum nicht so gerne gesehen
wird. Zwischen den Obstbäumen blüht und grünt
es, man sieht Schmetterlinge und viele Hummeln und Bienen.
Aus dem Obst wird auch ein sehr süß und nach Vanille
schmeckender Apfelsaft gemacht, den besonders Kinder gerne
mögen. Ich auch. Das landwirtschaftliche Gut wurde Mitte
der 50er Jahre von der Stadt Tübingen übernommen.
Ende der 50er Jahre wurde dann das "städtische Obstgut
Bläsiberg" eingerichtet und bis Anfang der 90er Jahre
betrieben. Seit 1994 bewirtschaften Holger und Stefan mit ihren
Familien das Obstgut, gleichzeitig erfolgte die Umstellung
des Betriebes auf biologisch-dynamischen Anbau. Die Produkte
werden auf dem Tübinger Markt und dem Großmarkt
verkauft, man kann aber auch direkt auf dem Gut einkaufen.
Wer genaueres erfahren möchte, sollte mal unter www.blaesiberg.de reinschauen.
Außer Äpfeln,
Birnen, Pflaumen, Pfirsichen und Kirschen werden auf dem Obstgut
auch Hokkaido-Kürbisse, Rhabarber und grüner Spargel
angebaut. Den durfte ich gleich auf dem Feld probieren. Im
Gegensatz zu den konventionellen Spargelbeeten sind die Beete
hier sehr bewachsen und man muss schon genau hinsehen, dass
man auch einen Spargel erwischt. Er schmeckt umwerfend aromatisch.
Und jetzt
noch etwas Internes: Heute, am 7. juni, war meine Hufpflegerin
Matrina Lenz bei mir, um Geronimos Hufe zu schneiden. Warum
ich das hier aufschreibe? Erstens: weil Martina extra von Bad
Säckingen hier nach Wankheim gekommen ist. Zweitens, weil
sie mich ermutigt hat, die Reise mit einem barfüßigen
Geronimo zu machen und drittens, weil sie sich umwerfend gut
auf meinen Geronimo eingelassen hat. Beim ersten Hufpflege-Termin,
noch in Arlen, nahm sie sich eine Stunde Zeit und hat es mit
Geduld, viel Zureden und einem Kilo Äpfel geschafft, die
Hufe meines verängstigten Mulis zu schneiden. Heute schaffte
sie es in 20 Minuten. Ich kann Martina wärmstens weiterempfehlen,
besonders für Leute, die es mal ohne Eisen probieren möchten.
Ihre Telefonnummer ist 07765-918147. Geronimo geht es schon
wieder viel besser, die Haare am Kopf und am Hals wachsen schon
wieder nach.
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