|
10.
August 2004, Bad Vilbel
Mir
schlotterten buchstäblich die Knie, als ich mit Geronimo
in Frankfurt über die achtspurige Autobahnbrücke über
den Main lief. Der Redweg war zwei Meter breit – rechts die
dröhnenden Autos, links, 20 Meter unter mir der Main.
Jeder Schritt von Geronimo brachte die Metallkonstruktion des
Radwegs zum Schwingen. Als wir es geschafft hatten, fiel ich
meinem treuen Muli um den Hals. Der guckte mich bloß an
als wollte er sagen: „Was denn. War doch nix dabei!“ In Frankfurt
Seckbach machten wir auf dem Ponyhof Kreißl Zwischenstation.
Hier kam mir mein Freund Martin mit seinem Muli Fani entgegen.
Geronimo und Fani mochten sich anfangs nicht sehr, sie griff
an, er quietschte. Aber sie blieben beide brav zusammen auf
der Koppel. Am nächsten Tag stieß das arte-Filmteam
zu uns. An diesem Tag wurden die Dreharbeiten zu der Dokumentation über
meine Reise abgeschlossen. Ich schicke eine Rundmail, wenn
der Beitrag gesendet wird! Auf dem Dottenfelderhof erholten
wir uns alle prächtig. Tiere wie Menschen wurden mit den
köstlichsten Nahrungsmitteln versorgt: frisches Heu, kühler
Joghurt und würziger Käse aus der hofeigenen Käserei,
Brot aus dem Backhaus um die Ecke, Salat vom Feld und Fleischprodukte
von den Tieren des Hofes. Der Dottenfelderhof ist eines der
großen Zentren des biologisch-dynamischen Landbaus in
Deutschland. In der Landbauschule werden den jungen Landwirten
die Anbaumethoden vermittelt, die auf den Lehren des Anthroposophen
Rudolf Steiner basieren. Seit 1968 leben und arbeiten hier
die Menschen im Einklang mit der Natur. Wer möchte, kann
hier auch ein Praktikum oder ein freiwilliges ökologisches
Jahr machen. Mehr erfahrt Ihr unter www.dottenfelderhof.de .
In Land- und Hauswirtschaft, Gartenbau, Hofkäserei, Bäckerei
und Einzelhandel kann man sich ausbilden lassen. Hier wird
ebenfalls an der Erhaltung von alten Pflanzensorten wie auch
an der Züchtung von neuen Sorten gearbeitet. Ganz rechts
seht Ihr Dieter Bauer, wie er eine neue Möhrengeneration
klassifiziert. Im Laden, der Käserei, der Bäckerei
und Metzgerei werden die Hofprodukte frisch angeboten und nach
dem Einkauf kann man im romantischen Innenhof des ehemaligen
Klostergutes einen Cappuccino mit Gebäck genießen.
Vor ein
paar Tagen waren die Redakteure von drei lokalen Zeitungen
hier und interviewten mich zur Mulitour. Dabei machte ich wieder
einmal meine Aufforderung deutlich, dass jeder etwas gegen
die Genfood-Gefahr im Rahmen seiner Möglichkeiten tun
kann: Bio-Lebensmittel kaufen, Leserbriefe schreiben, mit den
Mitmenschen diskutieren. Ich war dann sehr zufrieden, als ich
feststellte, dass im Bericht der Frankfurter Rundschau genau
diese Botschaft gut hervorgehoben wurde. Die anderen beiden
Berichte muss ich noch lesen. Martin und ich haben heute unser
Gepäck auf unsere beiden Mulis neu verteilt und sind auf
Fani reitend bzw. neben Geronimo laufend über die Felder
gewandert. Es hat bestens geklappt. Dann steht der weiteren
Reise kaum noch etwas im Wege - morgen geht es weiter.
|
|
|